Ab den 1940er bis 1970er Jahren wurden von zahlreichen Herstellern Glaselemente mit radioaktiven Elementbeimischungen produziert. Diese Glaszusammensetzungen haben einen besonders hohen Refraktionsgrad, der dabei hilft chromatische Abberationen zu reduzieren.
Veranwortlich für die Strahlung ist das Element Thorium. Thorium zerfällt unter Abgabe von Alpha- und Beta-Partikeln zunächst in Actinium und Radium. Nächstes Glied in der Zerfallskette ist das ebenfalls radioaktive Edelgas Radon. Zusätzlich wird in geringen Mengen auch Gammastrahlung frei (sog. Bremsstrahlung entsteht beim Auftreffen auf andere Matieralien).
Das Radioaktivität gefährlich ist, wusste man auch in den 1940er schon. Doch Unglücke wie das Reaktorunglück von Tschernobyl oder das Atomunglück von Fukushima zeigten der Menschheit auf, welch erschreckende Auswirkungen unkontrolliert freigesetzte Strahlung haben kann.
Ich selbst besitze leider kein Strahlenmessgerät. Doch mit etwas Internetrecherche konnte ich einige Messwerte von diesen belasteten Optiken in Erfahrung bringen. So wurden direkt am rückwärtigen Glaselement des Konica Hexanon AR 57mm F/1.2 knapp 80 μSv/h gemessen. Das ist schon nicht wenig.
Ich durfte zusammen mit meinem Bruder im Jahre 2016 selbst das Sperrgebiet von Tschernobyl etwas näher erkunden. Wir waren natürlich mit einem Führer unterwegs und hatten Messgeräte dabei. Direkt am havarierten Reaktor konnten wir einen Wert von 2,8 μSv/h ablesen.
Zum Vergleich: die normale Strahlenbelastung in Innenräumen beträgt etwa 0,1 bis 0,3 μSv/h.
Im Wald nahe der Polizeistation der kontaminierten Stadt Prypjat befindet sich eine Baggerkralle, die für die Aufräumarbeiten direkt am Reaktor genutzt wurde. Dort haben wir Werte bis etwa 4 mSv/h = 4000 μSv/h gemessen.
Sind radioaktive Kameralinsen gefährlich?
Darüber streiten sich die Geister. Zwar sind die gemessenen 80 μSv/h direkt am Glas beachtlich viel, jedoch müsste sich das Glas schon über viele Stunden in direktem Kontakt mit dem Körper befinden um mögliche Spätfolgen zu verursachen. Fotografiert man mit einem solchen Objektiv, so befinden sich ja noch etliche Materialien zwischen dem aktiven Glaselement und dem Gesicht. Im Falle einer SLR Kamera muss die Strahlung zunächst durch den Spiegel und dann auch noch durch die Rückseite der Kamera.
Da Alphastrahlen schon durch wenige Millimeter Luft abgeschirmt werden, ist diese Strahlungsart ohne jegliche Relevanz für uns Fotofreunde.
Die meisten Beta-Teilchen werden durch Luft nur nach etlichen cm abgeschirmt. Ihre Durchdringungskraft reicht aber nicht aus, das Augenglas oder die Rückseite der Kamera zu überwinden. Im Beispiel unsereres Konica Objektivs reicht ein dünnes Brillenglas hinten dem letzten Glaselement um die gemessende Strahlung auf 8,5 μSv/h zu reduzieren.
Für mein dafürhalten ist das ein ungefährlicher Wert. Schließlich fotografiere ich ja nicht jeden Tag 8 Stunden am Stück mit der Kamera vor dem Auge.
Verfärbungen der Linsen
Viele Objektive aus der Zeit weisen eine charakteristische gelbe Färbung auf. Nicht alle davon sind radioaktiv belastet. Insbesonders diejenigen mit Thoriumglas haben aber oftmals eine sehr starke Gelbstichigkeit. Manchmal so stark, dass man sich gar nicht mehr richtig verwenden kann.
Kein Grund das Objektiv wegzuwerfen! Die Lösung heißt UV-Strahlung.
Entweder man legt das Objektiv an einem Sommertag direkt ins das Sonnenlicht oder man organisiert sich eine UV-Lampe und legt das Objektiv darunter. In jedem Falle braucht man viel Geduld (oftmals mehrere Tage).
Ich besitze zufällige eine IKEA Lampe (Modell JANSJO) die sich ebenfalls bestens zur behandlung der Gelbsucht eignet.
Nach der Bestrahlung mit UV Licht ist der tiefe Gelbstich stark reduziert. Ganz wegbekommen wird man Ihn jedoch nie wirklich. Es reicht jedoch ab und an mit dem Objektiv im Sonnenlicht zu fotografieren um der erneuten Vergilbung engegenzuwirken.